Camino Francés – Tag 13 (02. Mai 2024): Belorado – Villafranca Montes de Oca
Eigentlich wollten wir heute weitergehen, aber in der privaten Herberge haben wir kein Bett bekommen und die Öffentliche hatte miese Bewertungen und unter anderem ein Schimmelproblem im Schlafsaal. Somit blieb es bei ca. 13 km und wir haben diesen Tag als Ruhetag deklariert.
Zwar kam heute vereinzelt die Sonne raus, trotzdem war der Wind wieder sehr kalt. Mütze und teilweise auch Handschuhe gehörten mal wieder zum Ausrüstungsprogramm.
Wir starteten früh, ohne Frühstück, und durchquerten erst einmal „Belorado“. Vorbei auch am „Skandalkloster“1, was wir jedoch erst nach unserer Tour erfahren haben. Sehenswert sind die vielen und schönen Graffitis, die überall in der Stadt angebracht sind und die abgebrochenen Häuser und Leerstände kaschieren.
Kurz nach der Stadtgrenze überquerten wir den „Río Tirón“ auf einer Holzbrücke, die heute angereift war. Es war also wirklich kalt und diese Überquerung etwas rutschig.
Nach einem kurzen Stück neben der Straße ging es dann von dieser weg und in die Landschaft. Der Weg folgte zwar immer noch grob der Straße, diese war aber nicht mehr störend wie an anderen Tagen zuvor.
Nach ca. 4 km erreichten wir „Tosantos“, eine kleine Ortschaft am Rande des Weges. Ein junges Paar hatte dort sehr geschäftstüchtig ein paar Räume im Erdgeschoss eines Hauses als Bar umgebaut und bot ein echt leckeres Frühstück an. Hier trafen wir auch Joana aus Nürnberg (solltest du das lesen, ich hoffe, ich habe deinen Namen richtig geschrieben), die uns noch kurz begleitet, die wir dann aber leider nicht mehr getroffen haben.
In „Tosantos“ gibt es die Felsenkirche „Nuestra Señora de la Peña" („Unsere liebe Frau vom Felsen“). Wir haben diese zwar nicht besichtigt, jedoch ein paar Tage später erfahren, dass diese sehr sehenswert ist.Der Weg stieg stetig leicht an und wir durchquerten noch zwei Ortschaften, die nicht weiter nennenswert waren. „Villambistia“ und „Esponosa del Camino“. Die Landschaft war sehenswert und bot ein schönes Farbenspiel zwischen sattem Grün und Gelb, zwischen dem sich der Weg entlang schlängelte.
Zum Schluss ging es wieder hinab zu unserem heutigen Ziel „Villafranca Montes de Oca“ wo wir ca. 2 km davor an der Ruine des „Ermita de San Felices“ aus dem 10. Jahrhundert vorbeigekommen sind.
Unsere Betten hatten wir in der Herberge am Hotel im Ort reserviert. Die Ortschaft hat je nach Jahreszeit 40 – 150 Einwohner, jedoch ein eigenes Hotel. Letzteres hat auch zusätzlich eine (günstigere) Pilgerherberge, in der wir residierten.
Viel zu sehen gab es nicht. Die große Kirche war wie gewohnt verschlossen. Der kleine „Super Mercado“ hatte die gewohnte Auswahl, aber die Taverne war top. Sehr leckeres Essen zu günstigen Preisen. Sie war auch sehr gut besucht, was sicherlich nicht nur an den Pilgern lag, sondern auch daran, dass diese scheinbar ein Geheimtipp für Fernfahrer war.
Auch wenn man nicht über Menschen urteilen sollte, die den Jakobsweg laufen, da hier jeder seinen eigenen Weg gehen muss, so haben wir hier auch sehr negative Erfahrungen gemacht. Hier sind in der Herberge (nicht im Hotel!) dann die ersten „Pilger“ mit Schlafanzug, Bademantel und elektrischer Zahnbürste aufgetaucht. Die entsprechenden Koffer wurden dann mit dem Gepäckservice transportiert, während mit leichtem Gepäck und Fotoausrüstung weitergegangen wurde.
Auf der anderen Seite war hier aber auch ein blindes, ehemaliges slowakisches Mitglied der Paralympics-Mannschaft, der diesen Weg mit einem Begleiter ging. Während teilweise wir als sehende Menschen Schwierigkeiten hatten, möchte ich nicht wissen, was das für eine Leistung ist. So extrem waren also auch hier die Kontraste, die genau an diesem einen Ort versammelt waren.