Camino Francés – Tag 4 (23. April 2024): Zubiri – Pamplona
Es hat geregnet! Heute war es also so weit, dass die Regenausrüstung raus musste. Nach einem wirklich guten Frühstück in der örtlichen „Panadería“ ging es, eingepackt unter dem Poncho, los. Natürlich war das Wetter auch wieder frisch und es ging wieder dieser kalte Wind, der immer von vorne kam.
Ziel war heute Pamplona, was eine Wegstrecke von ca. 23 km ist. Die Herberge, die wir uns ausgesucht hatten, wurde von der Paderborner Gesellschaft betrieben, erlaubte aber kein Vorreservieren. Da wir aber sehr früh unterwegs waren, machten wir uns keine Gedanken, hier einen feinen Platz zu bekommen.
Die Strecke ging aus dem Ort raus und wäre sicherlich (bis auf einigte Bereiche wie an einem Kieswerk entlang) sehr idyllisch gewesen, wenn das Wetter besser gewesen wäre. So war man mehr mit sich beschäftigt und musste darauf achten, auf den nassen und klitschigen Steinen nicht auszurutschen.
Nach ca. 7 km ging es steil bergab auf einem betonierten Weg. Dieser war so rutschig, dass es extrem gefährlich war, diesen zu begehen. Trotz Wanderstecken mussten wir uns extrem langsam nach unten begeben. Meisten seitlich des Weges, der jedoch stark ausgespült und schlammig war. Allerdings war das immer noch die bessere Option von beiden.
Danach folgten wir ein ganzes Stück dem Fluss „Arga“, der einen wunderschönen Blauton dahinfloss. Leider war unsere Stimmung zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich gesunken, weshalb wir dieses Schauspiel nicht wirklich genießen konnten.
So quälten wir uns km für km dahin. Der Weg ging teilweise über sehr schlammige Etappen, die sich durch die Landschaft schlängelten. Nach 17 km und so ziemlich am Tiefpunkt mit der Stimmung erreichten wir „Atarrabia“. Der Regen hat etwas nachgelassen, aber jetzt liefen wir einfach lustlos den Camino durch die Stadt entlang.
Für mich ist jedoch hier, an diesem wirklichen Tiefpunkt, etwas Schönes geschehen. Die Einheimischen interessieren sich in der Regel, vermutlich auch bedingt durch die Massen, nicht für die Pilger. Aber gerade hier, wo man wirklich keine Lust mehr hat, man durchgefroren war, es nass war, die Stimmung im Keller (wenn nicht noch tiefer), wurden wir mehrfach freundlich angelächelt und ein „Buen Camino“ gewünscht. Gerade in dieser Situation hat dies wirklich Kraft gegeben, die letzten paar km doch irgendwie noch durchzuziehen.
Das haben wir natürlich auch gemacht und nach 21 km die Magdalena Brücke überquert und waren damit praktisch im inneren Bereich von Pamplona. Kurz darauf erreichten wir das „Casa Paderborn“. Jetzt mussten wir nur noch eine Stunde in der Kälte warten, bis wir endlich rein durften und ein Bett beziehen.
Nach einer Pause, in der wir unsere Wäsche gewaschen haben, eine heiße Dusche genossen und uns einfach wieder aufgewärmt haben, haben wir uns die Innenstadt noch ein wenig angeschaut und ein Abendessen in einer örtlichen Bar eingenommen. Der Wirt war ein echtes Original, selbstverständlich konnte er nur Spanisch und klang, als ob er Tabak und Whisky sehr schätze. Trotzdem war Essen und Stimmung gut.
In der Bar ist mir das erste Mal ein öffentlich angeschlagenes Schild gegen König Felipe aufgefallen. Das konnte ich dann später noch häufiger im Baskenland beobachten (auch als Graffiti) und teilweise auch mit sehr eindeutigen Inhalten.
Interessant war, dass wir, trotz des voll belegten 12-Bett-Schlafsaales, hier in Pamplona die ruhigste Nacht in Gemeinschaftsunterkünften verbracht haben. Es wurde am nächsten Morgen zum Spaß von zwei Mitpilgern sogar geäußert, wir sollten uns alle zusammentun und gemeinsam weiter reisen, um diesen Zustand beizubehalten.