Twitter: Fluch zu Mastodon?
Elon Musk kauft Twitter1 und durch die Plattform geht ein Rumoren. Auch wenn dieser Schritt den Analysten an der Wall Street gefällt, so sind die Benutzer des Dienstes weniger begeistert. Viele Postings fallen auch entsprechend kritisch aus.
Aber warum ist es jetzt schlecht, wenn Musk Twitter kauft und diese zu einer Plattform der Redefreiheit machen möchte? Nun, das geht schon einmal damit los, das Redefreiheit ein amerikanischer Begriff (engl. “freedom of speech”) ist und es diesen in dieser Form z. B. nicht in Deutschland gibt. Hier gilt es Recht der Meinungsfreiheit, welches sich grundlegend davon unterscheidet. Bei einer Redefreiheit (welche in der US-Verfassung verankert ist2), darf erst einmal alles gesagt werden. Bei einer Meinungsfreiheit (welche auch durch das Grundrecht3 geschützt ist), darf ich zwar meine Meinung äußern, dieser sind jedoch diverse Grenzen auferlegt (Art. 5 Abs. 2 GG). Hier besteht nun die Angst, dass Persönlichkeitsrechte nicht mehr - oder noch schlechter - beachtet werden. Auch kann dies mit diversen Gesetzen anderer Ländern, wie z. B. dem genannten deutschen Grundgesetz, zu Problemen führen.
Auch bereits gesperrte Profile könnten theoretisch wieder reaktiviert werden, was dann erneut zu Hassaufrufen und/oder Fake News in der Plattform führen würde. Gedeckt natürlich durch das amerikanische Rechtssystem.
Weiterhin wurde negativ angeführt, dass durch die Übernahme von Twitter, eine weitere wichtige Informationsseite in den Händen eines der reichsten Männder der Welt ist. The Washington Post (Jeff Bezos, Forbes 400 - Platz 1), Facebook (Mark Zuckerberg - Forbes 400, Platz 2), Microsoft gegründet (Bill Gates - Forbes 400, Platz 4; Steve Pallmer - Forbes 400, Platz 9), Google (Larry Page - Forbes 400, Platz 5; Sergey Brin - Forbes 400, Platz 6) und Bloomberg (Michael Bloomberg - Forbes 400, Platz 10)4. Hier wurde die Frage gestellt, ob man hier noch von Redefreiheit sprechen kann, oder ob das Geld reagiert.
In diesem Zug ist jetzt sehr häufig der Begriff Mastodon[^9] gefallen. Ein freies, dezentrales System, das eine Alternative zu Twitter ist. Es ist freie Software und die verteilten Instanzen gehören zum sogenannten Fediverse[^8]. Fediverse sind verschiedene Softwareprodukte, welche unabhängig und frei sind und diverse Funktionen anbieten. Mastodon ist ein Mikrobloggin-Dienst ähnlich wie Twitter. Andere Dienste wären friendica[^10] oder diaspora*[^11], welche als Alternativen zu facebook anzusehen sind. PeerTube[^12] ist das alternative YouTube. Gemein haben jedoch alle Systeme, dass diese sich miteinander vernetzen und kommunizieren können.Das heißt, man kann sich jetzt eine Instanz aussuchen, die einem gefällt. Es gibt regionale oder themenbezogene Instanzen. Somit kann man auch sehr gut persönliche Vorlieben oder Gesinnungen zum Ausdruck bringen. Da die Systeme miteinander kommunizieren können, sind das keine Insellösungen. Das heißt, es ist nicht notwendig, dass man sich auf jeder Instanz einen Account besorgt. Man kann also auch mit Benutzern auf anderen Instanzen kommunizieren. Ein weiterer Vorteil ist, man kann seinen Account mitnehmen und jederzeit umziehen. Wenn es einem auf einer Instanz nicht mehr gefällt oder aber weil persönliche Gründe dafür sprechen. Dabei ziehen auch alle Follower etc. mit um.
Die Bedienung von Mastodon ist eigentlich sehr ähnlich von anderen Systemen bzw. von Twitter. Allerdings sollte man bedenken, dass es hier ruhiger zu geht. Es kommt hier nicht auf die Follower an! Hier geht es auch noch um den Austausch und die Kommunikation. Deswegen wird einem Neuling auch noch ohne Probleme geholfen, wenn jemand Schwierigkeiten hat. Auch (zumindest bist jetzt) ist das Niveau auf der Plattform sehr gut. Es gibt kaum Ärger. Ich persönlich hoffe, das bleibt so. Natürlich muss man hier sagen, dass der dezentrale Ansatz hier auch Nachteile mit sich bringt. Es gibt nicht den einen Anbieter, welchen man Ansprechen oder gar haftbar machen kann, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt. Persönlich muss ich jedoch sagen, dass dies auf Twitter für viele kleine Accounts auch nicht wirklich funktioniert hat oder Anzeigen zu einem Erfolg geführt haben. Sperrlisten von Personen oder gar ganzen Servern gibt es natürlich auch in Mastodon.
Zwischenzeitlich sind auch schon sehr viele und schöne Anleitungen5 6 zu Mastodon entstanden, welche Einsteiger den Umstieg erleichtern sollen. Natürlich wurde dies gleich wieder ins Negative gekehrt. Warum soll man auf ein System umsteigen, für das man eine Anleitung braucht? Braucht man nicht, aber vielleicht will man ja doch das ein oder andere nachschauen, um es richtig zu machen oder wie die Regeln hier sind. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier, und sobald sich etwas minimal ändert, ist dieser aus seiner Komfortzone raus. Handreichungen helfen hier einfach Berührungsängste abzubauen.
Kleinkünstler haben Ängste geäußert, dass sie sich auf soziale Medien festgelegt haben und sehen sich natürlich durch den Wegzug von Nutzern von Twitter zu Mastodon bedroht7. Hier kann ich sagen, ja verstehe ich, aber wir unterstützen euch auch auf Mastodon! Hier sind auch bereits einige umgezogen oder haben ihre schon länger vorhandenen Konten aktiv publiziert.
Grundsätzlich sehe ich das Ganze als riesen Chance. Ich habe in meinem Leben schon viele Systeme kommen und gehen gesehen. Mich schreckt auch der dezentrale Ansatz nicht ab. Vielleicht habe ich hier den Vorteil, dass ich das aus den Anfangszeiten meiner Interneterfahrung aus Mitte der 1990er nicht anders kenne. Damals hatte man einfach für jedes System einen eigenen Account. Irgendwann hat auch jedes System seinen Zenit überschritten. Ob dies jetzt bei Twitter der Fall ist, das kann ich nicht sagen. Es wäre möglich. Ob Mastodon der richtige Nachfolger ist? Ich weiß es nicht. Aber er wäre ein guter und richtiger Kanditat. Die Möglichkeiten wären da und wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Die Möglichkeiten wären da und wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Ich bin übrigens auf Mastodon seit vergangenen Jahr zu erreichen. Mein Profil ist hier zu finden.